Berliner Arzt
Berliner Arzt, pixabay/Foto illustrativ

Die Berliner Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen den Mediziner Johannes M. Der 40-jährige Palliativarzt sitzt seit dem 6. August vergangenen Jahres in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen haben sich mittlerweile auf insgesamt 15 mutmaßliche Tötungsdelikte ausgeweitet. Die Opfer waren schwerkranke Menschen zwischen 25 und 94 Jahren. Die Staatsanwaltschaft fordert eine lebenslange Freiheitsstrafe, anschließende Sicherungsverwahrung sowie ein Berufsverbot.

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Hinweise durch Berliner Pflegedienst führten zu Ermittlungen gegen Johannes M.

Die Spur zu Johannes M. begann mit einem Hinweis eines Berliner Pflegedienstes. Dort war der Arzt für die Betreuung schwerkranker Patienten in ihren Wohnungen zuständig. Innerhalb von sechs Wochen starben vier Patienten, und es kam in ihren Wohnungen zu Bränden. Die Feuer gingen jeweils vom Herd in der Küche aus.

Daraufhin bildete das Morddezernat des Landeskriminalamts eine Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Pfanne“. In deren Verlauf wurden Patientenakten geprüft und Leichname exhumiert. Die forensischen Untersuchungen führten schließlich zu einem konkreten Verdacht. In allen Fällen soll Johannes M. ohne medizinische Notwendigkeit tödliche Medikamentencocktails verabreicht haben.

Taten an verschiedenen Berliner Standorten wie Neukölln, Kreuzberg und Schöneberg

Die Taten sollen sich in mehreren Stadtteilen Berlins ereignet haben. Zu den Tatorten zählen Wohnungen in der Kestenzeile in Buckow, Götzstraße in Tempelhof, Dieselstraße in Neukölln, sowie ein Hospiz in Köpenick. Auch in der Ebertstraße in Schöneberg, Nostitzstraße in Kreuzberg und Michael-Bohnen-Ring in Neukölln kam es laut Anklage zu Tötungen.

Die Staatsanwaltschaft wirft Johannes M. vor, mehrfach versucht zu haben, die Spuren durch Brände zu verwischen. In einem Fall verständigte er sogar die Angehörigen und gab vor, keinen Zutritt zur Wohnung zu haben, obwohl die Tat bereits vollzogen war.

Die Opfer waren unter anderem:

  • Eine 25-jährige Frau (Kestenzeile, 22.09.2021)
  • Eine 70-Jährige (Götzstraße, 24.06.2022)
  • Ein 70-jähriger Mann (Dieselstraße)
  • Eine 61-Jährige (Ebertstraße, 04.04.2023)
  • Ein 83-Jähriger (Hospiz Köpenick, 19.04.2023)
  • Eine 57-Jährige (Nostitzstraße, 05.06.2023)
  • Eine 87-Jährige (Niemetzstraße, 11.06.2023)
  • Eine 76-Jährige (Michael-Bohnen-Ring, 08.07.2023)
  • Eine 94-Jährige (Silbersteinstraße, 15.07.2023)
  • Ein 72-jähriger Mann (Neue Krugallee, 24.07.2023)

Fachwissen durch medizinische Dissertation

Johannes M. studierte Medizin an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Seine Doktorarbeit schrieb er am Institut für Rechtsmedizin. Thema der Dissertation war „Tötungsdelikte in Frankfurt am Main – ein Überblick von 1945 bis 2008“. Später zog er nach Berlin und arbeitete im Palliativteam in Tempelhof sowie für einen Pflegedienst in Kreuzberg.

Der Arzt bestreitet die Vorwürfe. Ein Prozess vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Berlin ist derzeit noch nicht terminiert. Sollte sich die Anklage bestätigen, wäre dies die größte bekannte Mordserie durch einen Arzt in Berlin.

Quelle: Berliner Zeitung, RBB24