Berliner CSD
Berliner CSD, pixabay/Foto illustrativ

Die Berliner CSD-Parade steht in diesem Jahr vor finanziellen Herausforderungen. Rund 200.000 Euro fehlen den Organisatorinnen und Organisatoren. Die Gründe sind vielfältig: sinkende Spendenbereitschaft, politische Einflüsse aus den USA und ein verändertes gesellschaftliches Klima. Die Parade könnte kleiner ausfallen als in den Vorjahren.

Inhaltsverzeichnis:

US-Unternehmen wie Google und Meta ziehen sich zurück

In den vergangenen Jahren finanzierten vor allem US-Konzerne einen großen Teil der Berliner CSD-Parade. Laut Angaben des Berliner CSD e.V. hat sich das 2025 geändert. "Es gibt kein einziges US-Unternehmen, welches den CSD in Berlin in diesem Jahr unterstützen möchte", schrieb der Verein auf Instagram. Die Begründung dafür ist zwar nicht offiziell, jedoch berichtete Vorstandsmitglied Marcel Voges dem rbb, dass hinter verschlossenen Türen politische Vorgaben aus den USA eine Rolle spielen.

US-Präsident Donald Trump setzt sich verstärkt gegen Diversitätsprogramme in Unternehmen und Behörden ein. Diese Haltung wirkt sich nun auch international aus. Viele US-Firmen haben ihre Unterstützung für Veranstaltungen der queeren Community eingestellt. Dazu zählen laut Vereinsangaben unter anderem frühere Unterstützer wie Meta, Amazon und Google.

Wirtschaftliche Lage beeinflusst deutsche Sponsoren

Auch deutsche Unternehmen zeigen sich zurückhaltend. Marcel Voges nennt wirtschaftliche Unsicherheit als Hauptgrund. Gleichzeitig beobachtet er, dass die Akzeptanz gegenüber queeren Themen in Teilen der Gesellschaft sinkt. Rechte Parteien hätten in den letzten Jahren gezielt gegen queere Menschen Stimmung gemacht. Diese Entwicklung beeinflusse das Engagement von Unternehmen.

Trotzdem gibt es Ausnahmen:

  • Rewe kündigte an, 2025 und in den folgenden zwei Jahren mit einem Truck dabei zu sein.
  • Die Berliner Verkehrsbetriebe stellen erneut einen Inklusionsbus zur Verfügung.
  • Mercedes-Benz hat sich noch nicht final entschieden.

Sparmaßnahmen betreffen Infrastruktur und Veranstaltungen

Wegen des Defizits von 200.000 Euro musste der Berliner CSD e.V. bereits Einsparungen umsetzen. Laut dem Verein konnten durch reduzierte Produktions- und Personalkosten etwa 100.000 Euro eingespart werden. Dennoch sind zusätzliche Kürzungen notwendig.

Mehrere Maßnahmen wurden bereits bekannt gegeben:

  • Wegfall einzelner Veranstaltungen im Rahmen des Pride Month
  • Verzicht auf barrierefreie Elemente wie Rollstuhl-Podeste
  • Reduzierte Gebärdensprach-Dolmetschung

Eine vollständige Absage der Abschlusskundgebung sei zwar vermieden worden, aber die langfristige Durchführung der Parade sei gefährdet.

Spendenkampagne gestartet – Kritik an Kommerzialisierung

Der Verein startete einen Spendenaufruf. Bislang kamen rund 10.000 Euro zusammen. Weitere Aktionen sind geplant, auch während der Parade. Das Echo ist gemischt. Viele Nutzerinnen und Nutzer unterstützen den Aufruf. Andere äußern Kritik an der bisherigen Abhängigkeit von Unternehmen.

Einige fordern, sich stärker auf Protest und politische Botschaften zu konzentrieren. Andere schlagen eine Rückkehr zu kleineren Formaten wie dem Winter-CSD vor. Auch der Gründer des Netzwerks Queermentor, Pavlo Stroblja, meldete sich zu Wort. In einem offenen Brief forderte er 2023, dass Unternehmen bei einer Teilnahme am CSD gleichzeitig lokale queere Organisationen finanziell unterstützen sollen.

Der Berliner CSD e.V. prüft nun, wie sich die Veranstaltung unabhängiger gestalten lässt. Der Ausbau von Kooperationen mit lokalen Firmen und städtischen Akteuren steht im Fokus. Ob die Parade in Zukunft ihre bisherige Größe behalten kann, bleibt offen. Klar ist jedoch: Die Debatte über Finanzierung, Verantwortung und Inhalte ist aktueller denn je.

 Quelle: RBB24