Neue Spur im Fall Rebecca Reusch
Neue Spur im Fall Rebecca Reusch, Foto: Pixabay

Vor sechs Jahren verschwand die damals 15-jährige Rebecca Reusch aus Berlin spurlos. Seitdem hält der Fall die Öffentlichkeit in Atem. Die Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen neue Spuren in Brandenburg und warnen erneut vor eigenständigen Nachforschungen sogenannter Hobbydetektive. Das Interesse an dem ungeklärten Schicksal der Jugendlichen ist ungebrochen – auch wegen des anhaltenden „True-Crime“-Booms in den Medien.

Inhaltsverzeichnis:

Neue Durchsuchungen in Tauche und Herzberg

Am Montag und Dienstag hat die Polizei zwei Grundstücke in Tauche und im nahegelegenen Herzberg im Landkreis Oder-Spree durchsucht. Bei dem zweitägigen Großeinsatz kamen Leichenspürhunde, Drohnen und ein Bagger zum Einsatz. Nach Angaben der Behörden werden die Ergebnisse derzeit ausgewertet. Ob weitere Suchaktionen folgen, ist noch offen.

Die Ermittler konzentrierten sich zunächst auf das Grundstück der Großeltern des Schwagers von Rebecca in Tauche. Am zweiten Tag wurde ein weiteres Areal in Herzberg überprüft, wo die Großeltern bis 2005 gewohnt haben sollen. Nach Angaben der Polizei gibt es Anhaltspunkte, dass Rebeccas Leiche oder persönliche Gegenstände zeitweise dort abgelegt worden sein könnten.

Verdacht gegen den Schwager bleibt bestehen

Rebecca Reusch verbrachte die Nacht zum 18. Februar 2019 im Haus ihrer Schwester und ihres Schwagers im Berliner Stadtteil Britz. Am Morgen verschwand sie. Seitdem fehlt von ihr jede Spur. Bereits kurz nach dem Verschwinden geriet der Schwager, mittlerweile 33 Jahre alt, ins Visier der Ermittler. Er wurde zweimal festgenommen, kam aber jedes Mal wieder frei.

Der Mann bestreitet, das Mädchen getötet zu haben. Er erklärte, Rebecca habe das Haus selbst verlassen. Die Mordkommission konnte diese Aussage anhand von Handydaten nicht bestätigen. Nach mehrfacher Einschätzung der Staatsanwaltschaft verließ Rebecca das Haus des Schwagers nicht lebend.

Eine der größten Schwierigkeiten für die Ermittler ist die vergangene Zeit. „Eine der größten Herausforderungen ist der Zeitablauf“, sagte der Staatsanwaltschaftssprecher Michael Petzold. Nach über sechseinhalb Jahren seien mögliche Spuren nur noch eingeschränkt auffindbar.

Polizei bittet um Hinweise zum Auto der Familie

Die Ermittler hoffen weiterhin auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Gesucht werden Zeugen, die den pinkfarbenen Wagen der Familie rund um den 18. Februar 2019 auf der Autobahn 12 in Richtung Polen oder in der Nähe von Tauche gesehen haben. Zu diesem Zweck wurden erneut Flyer verteilt.

Auch nach den jüngsten Durchsuchungen setzt die Mordkommission auf neue Hinweise, um den Verbleib von Rebecca aufzuklären. Jede sachdienliche Information soll ausschließlich an die Mordkommission weitergegeben werden. Eigene Nachforschungen privater Personen sollen unbedingt unterbleiben.

True-Crime-Interesse erschwert Ermittlungen

Der Fall Rebecca Reusch hat durch den Erfolg des sogenannten „True-Crime“-Genres ein enormes Medieninteresse ausgelöst. In sozialen Netzwerken, Podcasts und Fernsehsendungen wird über den Fall spekuliert, teils mit gravierenden Folgen für die Ermittlungen.

Zahlreiche selbsternannte Hobbydetektive versammelten sich zuletzt in Herzberg und Tauche, um auf eigene Faust zu suchen. „Nicht nur, dass sie die Ermittlungen konkret behindern, indem sie zum Beispiel Spuren vernichten können“, erklärte Staatsanwaltschaftssprecher Michael Petzold. Manche dieser Personen hätten sogar Straftaten begangen und dadurch polizeiliche Arbeiten gestört.

Berliner Oberstaatsanwalt Sebastian Büchner wies gegenüber RTL auf die Folgen hin: „Wenn Hobbydetektive einen mutmaßlichen Tatort finden, dann zertrampeln die den Tatort und unsere Spuren sind für die Tonne.“ Auf Plattformen wie TikTok und YouTube wurden stundenlange Live-Suchaktionen in Brandenburger Waldgebieten gestreamt, denen hunderte Nutzer folgten.

Ermittlungen gehen weiter

Polizei und Staatsanwaltschaft sehen neue Ansatzpunkte im Fall Rebecca Reusch und werten derzeit alle Funde aus. Ob daraus konkrete Hinweise auf den Verbleib der Jugendlichen entstehen, ist noch unklar. Der Fall bleibt einer der bekanntesten ungelösten Kriminalfälle Deutschlands – und beschäftigt Ermittler wie Öffentlichkeit weiterhin intensiv.

Quelle: rbb24, YouTube