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Arzt-unter-Mordverdacht-an-Patienten, pixabay/Foto illustrativ

Ein Berliner Palliativmediziner steht ab dem 14. Juli wegen des Verdachts auf 15 Morde vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit in 96 weiteren Verdachtsfällen, darunter auch im familiären Umfeld des Beschuldigten. Die Ermittlungen deuten auf ein mögliches Ausmaß von insgesamt über 100 Fällen hin.

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Ermittlungen zu Tod der Schwiegermutter in Polen

Die Berliner Staatsanwaltschaft untersucht auch den Tod der Schwiegermutter des Angeklagten. Sie gehört zu den 96 Verdachtsfällen, die noch nicht abschließend bewertet wurden. Die Frau soll Anfang 2024 in Polen verstorben sein. Laut Recherchen des Magazins „Stern“ und des Senders RTL hatte der Angeklagte gemeinsam mit seiner Ehefrau die Schwiegermutter besucht. Noch am selben Wochenende sei sie verstorben.

Kollegen des Arztes berichteten später gegenüber der Polizei von einer Teamsitzung. Dort habe der Beschuldigte erklärt, sie seien nach Polen gereist und hätten die Schwiegermutter „tot gespritzt“. Eine rechtsmedizinische Untersuchung des Leichnams steht noch aus. Ob es sich bei der geplanten Exhumierung um diese Person handelt, bleibt offen.

Palliativarzt arbeitete für Pflegedienst in Berlin

Der 40-Jährige war bei einem Pflegedienst im Berliner Stadtteil Kreuzberg tätig. Dort betreute er schwer kranke Patienten im Rahmen der Palliativpflege. Zwischen September 2021 und Juli 2024 soll er laut Anklage zwölf Frauen und drei Männer im Alter von 25 bis 94 Jahren getötet haben.

Nach den Taten legte der Arzt laut Ermittlern in mehreren Fällen Feuer in den Wohnungen der Opfer. Dies sollte offenbar dazu dienen, Spuren zu vernichten und den Verdacht zu verschleiern. Die betroffenen Personen wohnten in den Berliner Stadtteilen Tempelhof, Neukölln, Britz, Schöneberg, Köpenick, Gropiusstadt, Kreuzberg und Plänterwald.

Umfangreiche Untersuchung durch Sonderermittler

Eine Sonderkommission des Landeskriminalamts Berlin untersucht insgesamt 395 Todesfälle. Davon gelten bislang 96 als verdächtig. In 15 dieser Fälle wurden Leichen bereits exhumiert und gerichtsmedizinisch untersucht. Eine weitere Exhumierung steht noch aus.

Die Staatsanwaltschaft hat für das Verfahren vor dem Landgericht Berlin 35 Hauptverhandlungstermine bis Januar 2026 angesetzt. Der Angeklagte schweigt bisher zu allen Vorwürfen. Die Verteidigung äußerte sich bislang ebenso wenig zu Details.

Staatsanwaltschaft fordert lebenslanges Berufsverbot

Neben einer lebenslangen Freiheitsstrafe fordert die Anklage die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Außerdem beantragt sie eine anschließende Sicherungsverwahrung und ein dauerhaftes Verbot für den Arzt, seinen Beruf weiter auszuüben.

Die Ermittlungen dauern an. Eine endgültige Einschätzung zur Gesamtzahl der Opfer steht noch aus. Die Justizbehörden schließen nicht aus, dass weitere Anklagen folgen werden.

Quelle: RBB24