Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen E-Scooter. Doch mit der steigenden Zahl der Fahrzeuge wächst auch die Unfallstatistik. Im Jahr 2024 verzeichnete die Polizei rund 12.000 Unfälle mit E-Scootern – ein Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Unfallforscher und die Björn-Steiger-Stiftung fordern deshalb strengere Regeln für Fahrer und Fahrzeuge.
Inhaltsverzeichnis:
- Forderung der Björn-Steiger-Stiftung nach Führerscheinpflicht
- Siegfried Brockmann warnt vor kleinen Rädern
- Alkohol und Freizeitfahrten als Hauptursachen
- Keine Helmpflicht, aber mehr Kontrollen gefordert
- Neue Vorschriften ab 2027
Forderung der Björn-Steiger-Stiftung nach Führerscheinpflicht
Die Björn-Steiger-Stiftung erklärte am Freitag in Münster, dass die derzeitige Situation unhaltbar sei. Nutzer müssten künftig Kenntnisse der Straßenverkehrsordnung nachweisen, da fehlendes Wissen häufig zu riskantem Verhalten führe. Gefordert wird mindestens eine Mofa-Prüfbescheinigung oder ein Mopedführerschein. Mit dieser Maßnahme soll auch das Mindestalter auf 15 Jahre angehoben werden. Nach Ansicht der Stiftung würde das sowohl die Sicherheit der Fahrer als auch der anderen Verkehrsteilnehmer verbessern.
Zur Untersuchung wurden Daten des Statistischen Bundesamts, der Polizei und des Unfallkrankenhauses Berlin ausgewertet. Daran beteiligte sich auch die Technische Universität Berlin. Ziel der Analyse war es, die Hauptursachen von E-Scooter-Unfällen zu bestimmen und Maßnahmen zu entwickeln, um diese zu reduzieren.
Siegfried Brockmann warnt vor kleinen Rädern
Fast 50 Prozent der Unfälle mit Schwerverletzten oder Toten ereigneten sich ohne Beteiligung anderer Fahrzeuge. Hindernisse wie Bordsteine oder Poller spielten dabei eine entscheidende Rolle. Der Unfallforscher Siegfried Brockmann sieht in der Größe der Räder ein zentrales Problem. Bei den weit verbreiteten Acht-Zoll-Rädern führen bereits kleine Unebenheiten oder Unaufmerksamkeiten zu gefährlichen Stürzen. Deshalb fordert Brockmann, die Räder bei neuen Modellen auf mindestens zehn Zoll zu vergrößern. Diese Anpassung könnte zahlreiche Unfälle verhindern, vor allem bei niedriger Geschwindigkeit oder auf unebenem Untergrund.
Alkohol und Freizeitfahrten als Hauptursachen
Die Studie zeigt deutliche Muster. Die meisten Unfälle passieren in der Freizeit, besonders an Wochenenden sowie in den Nachmittags- und Abendstunden. Häufig sind Fahrer unter Alkoholeinfluss, vor allem, wenn sie allein unterwegs sind. Weitere typische Ursachen sind riskantes Fahren, Zusammenstöße mit Bordsteinen, Laternen oder Pollern. Witterungseinflüsse wie Regen oder unebene Straßen spielen dagegen eine geringere Rolle.
Laut Statistik verlaufen die meisten Unfälle glimpflich:
- 87 Prozent der Verletzten erleiden leichte Blessuren
- 13 Prozent werden schwer verletzt
- Nur 0,1 Prozent der Fälle enden tödlich
Die Ergebnisse zeigen jedoch klar, dass E-Scooter kein reines Freizeitspielzeug sind, sondern ernstzunehmende Verkehrsmittel mit hohen Risiken.
Keine Helmpflicht, aber mehr Kontrollen gefordert
Die Unfallforscher empfehlen trotz der steigenden Zahlen keine Helmpflicht. Die ausgewerteten Daten ergaben, dass schwere Kopfverletzungen selten sind. Die meisten Verletzungen betreffen den Gesichts- und Kieferbereich, wo Fahrradhelme ohnehin keinen ausreichenden Schutz bieten. Stattdessen fordern die Experten verstärkte Polizeikontrollen, insbesondere bei Fahrten unter Alkoholeinfluss. Diese Maßnahme könne sofort Wirkung zeigen und sei leichter umsetzbar als gesetzliche Änderungen.
Neue Vorschriften ab 2027
Das Bundeskabinett hat bereits auf die steigenden Unfallzahlen reagiert. Ab dem Jahr 2027 müssen alle neu zugelassenen E-Scooter mit Blinkern ausgestattet sein. Außerdem wird das Verwarnungsgeld für das Fahren auf Gehwegen von 15 auf 25 Euro erhöht. Auch das Mitnehmen weiterer Personen wird künftig teurer und kostet ebenfalls 25 Euro. Der Bundesrat muss die neuen Regelungen noch bestätigen.
Mit diesen Änderungen will die Bundesregierung die Verkehrssicherheit verbessern und das wachsende Unfallrisiko im E-Scooter-Verkehr eindämmen. Die Unfallforscher hoffen, dass technische Verbesserungen, Schulungen und strengere Kontrollen langfristig zu einem deutlichen Rückgang der Unfallzahlen führen.
Quelle: rbb24