Mittwochabend in Berlin. In vielen Stadtteilen füllen sich die Bars mit Fußballfans, die ihre Lieblingsmannschaften verfolgen. Doch hinter den vollen Tischen und lauten Jubelrufen steht eine Realität, die für viele Wirte problematisch geworden ist. Die steigenden Kosten für Pay-TV-Abos setzen zahlreichen Berliner Fußballkneipen stark zu.
Inhaltsverzeichnis:
- Soulcat in Neukölln verzichtet auf Bundesliga-Sonntagsspiele
- Spener Stuben in Moabit beendet Pay-TV-Übertragungen vollständig
- Magnet Bar hält an Fußballübertragungen fest
- Nur etablierte Sportsbars überleben
Soulcat in Neukölln verzichtet auf Bundesliga-Sonntagsspiele
Das Soulcat in Neukölln, bekannt als Treffpunkt für Anhänger von Werder Bremen, hat sein Dazn-Abo beendet. Seit Beginn der neuen Saison bleibt der Bildschirm dort sonntags schwarz. Der Grund liegt in der neuen Rechteverteilung. Der Sender zeigt nun Sonntagsspiele der Bundesliga, die Samstag-Konferenz und große Teile der Champions League. Für das Soulcat lohnte sich dieses Paket nicht mehr.
Inhaber Jan Sawallisch erklärte: „Da Dazn den monatlichen Betrag ab dieser Saison trotz der wegfallenden Freitagsspiele nicht reduzieren wollte, haben wir uns entschlossen, Dazn zu kündigen und die Sonntagsspiele vorerst nicht mehr zu zeigen.“ Das Abo kostete die Bar 399 Euro im Monat, dazu kam eine einmalige Gebühr von 60 Euro pro Fernseher für die notwendige Box. Obwohl das Angebot schrumpfte, blieb der Preis gleich.
Mehr zur wirtschaftlichen Situation kleiner Betriebe in Berlin lesen Sie unter Mindestlohn steigt in zwei Stufen bis 2027.
Standort auf Google Maps prüfen:
Mapa: Google Maps / lokalizacja obiektu
Spener Stuben in Moabit beendet Pay-TV-Übertragungen vollständig
Noch radikaler fiel die Entscheidung in den Spener Stuben in Moabit aus. Geschäftsführer Bernd Stumpf verlängerte seine Sky-Lizenz ab September nicht mehr. Schon zuvor hatte er auf Dazn verzichtet. Für die Bar lohnten sich die Übertragungen wirtschaftlich nicht mehr.
Sky berechnet die Gebühren individuell nach Größe und Lage der Bar. Für die Spener Stuben bedeutete das höhere Kosten, weil das Lokal der Zone Potsdamer Platz zugeordnet wurde, obwohl es in einer ruhigen Wohngegend liegt. Seit diesem Jahr haben sich die Preise für alle Kunden erhöht – eine Folge der allgemeinen Kostensteigerungen.
320 Euro monatlich kostete das Sky-Paket zuletzt. Dazu kamen häufige Wechsel der Anbieter – zwischen Sky, Dazn, Amazon und Eurosport. Der organisatorische Aufwand wurde für viele Wirte zu groß. Laut Stumpf sei die Entscheidung gegen Pay-TV endgültig.
Magnet Bar hält an Fußballübertragungen fest
In der Magnet Bar in Berlin-Mitte läuft es anders. Geschäftsführer Andreas Sürken behält trotz hoher Kosten seine Abos. Zusammen zahlt er über 1.200 Euro im Monat für Sky und Dazn. Die Bar ist eng mit Fußballübertragungen verbunden, ein Verzicht wäre kaum denkbar. Trotzdem sieht auch Sürken die steigenden Ausgaben kritisch.
Um die Kosten aufzufangen, hat er ein eigenes Modell eingeführt. Jeder Gast zahlt am Spieltag zwei Euro Eintritt. Dadurch bleiben die Getränkepreise stabil. Dieses System übernehmen inzwischen auch andere Bars wie Tante Käthe in Prenzlauer Berg oder die BVB-Kneipe Intertank in Kreuzberg.
Ein Überblick über ähnliche Entwicklungen in der Hauptstadt findet sich unter Verkehrschaos in Berlin und Brandenburg.
Nur etablierte Sportsbars überleben
Nach Einschätzung vieler Betreiber können sich Fußballübertragungen nur noch für eine bestimmte Gruppe von Kneipen lohnen. Entscheidend sind:
- zentrale Lage,
- Bekanntheit als Sportsbar,
- vollständiges Angebot nationaler und internationaler Spiele.
Fehlen diese Faktoren, rechnet sich der Aufwand kaum. Viele kleinere Lokale ziehen sich aus dem Pay-TV-Geschäft zurück. Nur etablierte Bars mit großem Publikum können die monatlichen Kosten tragen.
Weitere Themen zu Veränderungen im Berliner Freizeit- und Nachtleben gibt es hier.
Trotz der Herausforderungen bleiben einige Wirte optimistisch. Für sie ist der Fußball Teil der Berliner Kultur – und der Versuch, ihn aufrechtzuerhalten, ein Stück Leidenschaft und Tradition.
Quelle: rbb24