Was passiert, wenn auch in Deutschland der Strom über Tage ausfällt? Die Berliner Verwaltung hat ein Krisenkonzept entwickelt, um im Notfall Orientierung und Hilfe zu gewährleisten. Dabei spielen sogenannte „Leuchttürme“ eine zentrale Rolle. Diese Informations- und Anlaufpunkte sollen im Katastrophenfall eine Verbindung zwischen Bevölkerung und Behörden sicherstellen. Mit Dieselgeneratoren und Solarpanels ausgestattet, sollen sie vorübergehend Strom liefern und als Sammelpunkt für Notfälle dienen.
Inhaltsverzeichnis:
- Dieselgeneratoren und Solaranlagen im Zelt von Konstantin Keesmann
- Erfahrungen des Technischen Hilfswerks in Treptow-Köpenick
- Absicherung kritischer Infrastruktur durch Notstrom
- Börsenhandel bleibt auch bei Ausfall stabil
Dieselgeneratoren und Solaranlagen im Zelt von Konstantin Keesmann
Konstantin Keesmann vom Katastrophenschutz in Berlin-Mitte demonstriert das neue System. Der sogenannte „Leuchtturm“ besteht aus einem schlichten Zelt mit Computern, Tischen und einem Dieselgenerator. Ergänzt wird dieser durch Solarpanels. Bei Tageslicht soll so die Stromversorgung unabhängig vom Netz gesichert sein. Der Standort dient als erste Anlaufstelle, etwa bei großflächigen Blackouts oder anderen Katastrophen. Wichtige Informationen zu Wasserstellen, medizinischer Versorgung und Notdiensten sollen hier vermittelt werden.
Der Zweck des „Leuchtturms“ ist klar definiert. Es ist kein Ort zum Verweilen oder zur umfassenden Versorgung. Das Aufladen von Handys ist dort nicht vorgesehen. Vielmehr liegt der Fokus auf der Informationsweitergabe. Bürger sollen erfahren, wo sie im Krisenfall Hilfe bekommen – vorausgesetzt, es gibt andernorts noch funktionierende Infrastruktur.
Erfahrungen des Technischen Hilfswerks in Treptow-Köpenick
Ein realer Testfall war der Stromausfall im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick im Februar 2019. Damals waren 31.000 Haushalte für 31 Stunden vom Stromnetz getrennt. Ein beschädigtes 110-Kilovolt-Kabel war der Auslöser des längsten Stromausfalls in Berlin seit dem Zweiten Weltkrieg. Das Technische Hilfswerk (THW) unterstützte dabei, das DRK-Krankenhaus Köpenick notdürftig mit Energie zu versorgen. Eingesetzt wurden Dieselgeneratoren, sogenannte Netzersatzanlagen.
Doch diese Notstromquellen sind nur eine temporäre Lösung. Sie funktionieren zuverlässig – solange Kraftstoff vorhanden ist. Im Fall eines flächendeckenden Blackouts wie in Spanien oder Portugal würde es an Geräten und Treibstoff mangeln. Uwe Vogel vom THW betont, dass es nicht genug Aggregate gibt, um ein ganzes Land langfristig zu versorgen. Ein längerer Ausfall würde schnell kritisch.
Absicherung kritischer Infrastruktur durch Notstrom
Für Einrichtungen wie Intensivstationen und Krankenhäuser ist eine Notstromversorgung gesetzlich vorgeschrieben. Auch Betreiber von Mobilfunknetzen sind vorbereitet. Die Deutsche Telekom nutzt Batterien zur Überbrückung kurzfristiger Ausfälle. Diese gewährleisten weiterhin Sprachverbindungen und mobilen Datenverkehr – allerdings nur für Stunden, nicht für Tage.
Die Deutsche Bahn betreibt ein eigenes Stromnetz, den sogenannten Bahnstrom. Elektroloks beziehen ihre Energie aus diesem separaten Netz. Signale, Weichen und Stellwerke hingegen hängen vom allgemeinen Stromnetz ab. In einem Blackout-Szenario würden daher auch hier Dieselgeneratoren benötigt. Laut Bahn könnten Züge zumindest noch bis zum nächsten Bahnhof fahren.
Börsenhandel bleibt auch bei Ausfall stabil
Die Deutsche Börse in Frankfurt ist besonders gut vorbereitet. Im Fall eines Stromausfalls übernehmen Batterien sofort die Energieversorgung. Danach springen Generatoren an. Dadurch bleibt der Handel unterbrechungsfrei und Datenverluste werden verhindert.
Quelle: RBB24