Kleine Festivals kämpfen ums Überleben, Foto: pixabay
Kleine Festivals kämpfen ums Überleben

Musikfestivals gehören für viele zum Sommer dazu – doch die Preise steigen rasant. Während das „Lollapalooza“ in Berlin gefeiert wird, kämpfen kleinere Festivals wie „Nation of Gondwana“ oder „Alinae Lumr“ ums Überleben.

Inhaltsverzeichnis:

Nation of Gondwana kämpft mit steigenden Ausgaben

2019 kostete ein Ticket noch rund 120 Euro – heute doppelt so viel. Laut Ossevorth stiegen die Produktionskosten von 1,2 auf 2,5 Millionen Euro. Gründe dafür seien unter anderem:

  • gestiegene Löhne und Sozialabgaben
  • teurere Technik- und Kraftstoffpreise
  • höhere Lebensmittelkosten

Zehn Tage vor dem Festival waren erst 8.000 von 10.000 Tickets verkauft. Damit sei die Kostendeckung nicht gesichert, warnt Ossevorth. Ob es 2026 ein weiteres Festival geben wird, ist derzeit ungewiss.

Alinae Lumr in Storkow muss aussetzen

Das „Alinae Lumr“-Festival in Storkow findet 2025 nicht statt. Festivalmacherin Laureen Kornemann berichtet, dass sich die Besucherzahlen seit der Pandemie halbiert haben. Zwar konnten Fördermittel 2024 einen Ausgleich schaffen, aber für das nächste Jahr fehlten die finanziellen Mittel.

Das Festival finanzierte sich hauptsächlich durch Ticket- und Getränkeverkäufe. Der Verein beschloss daher, eine Pause einzulegen. Die Organisatoren hoffen auf bessere Rahmenbedingungen in der Zukunft.

Förderung reicht oft nicht aus

2023 stellte der Bund vier Millionen Euro für kleinere Festivals bereit. Die „Initiative Musik“ verteilt diese Mittel an rund 130 Veranstaltungen. Auch die „Nation of Gondwana“ profitiert davon. Doch laut Kulturmanagerin Katja Lucker deckt die Förderung nur begrenzte Kosten:

  • maximal 50.000 Euro pro Festival
  • zweckgebunden für Barrierefreiheit oder Nachhaltigkeit

Existenzielle Krisen können damit nicht aufgefangen werden. Lucker betont, dass Festivals auch soziale und demokratische Funktionen übernehmen, etwa durch lokale Beteiligung und Diskussionsformate.

Große Festivals im Fokus der Konzerne

Große Konzerne wie Eventim, Superstruct oder Live Nation übernehmen zunehmend Festivals. Das Berliner „Lollapalooza“, das am Wochenende stattfindet, gehört zu Live Nation. Dennoch bestehen auch hier Risiken. Laut Musikjournalistin Rike Van Kleef wird es immer schwieriger, bekannte Stars als Zugpferde zu gewinnen.

Stars wie Adele oder Taylor Swift touren inzwischen lieber unabhängig. Dadurch werden Festivals gezwungen, weniger bekannte Künstler groß anzukündigen. Beim „Lollapalooza“ 2025 ist Justin Timberlake der bekannteste Name – ein Ticket kostet 214 Euro.

Publikum gibt Geld gezielter aus

Trotz hoher Preise wächst das Interesse an Live-Musik. 2024 wurden in Deutschland über 70 Millionen Konzertkarten verkauft. Fast jede Person besuchte durchschnittlich ein Konzert. Doch viele geben ihr Geld nur noch für große Namen aus. Kleinere Festivals wie „Alinae Lumr“ geraten so ins Hintertreffen.

Organisatorin Laureen Kornemann wünscht sich mehr Offenheit für neue Entdeckungen. Nur so könnten kleinere Veranstaltungen überleben und weiterhin kulturelle Vielfalt bieten.

Quelle: RBB24